Königswinter gedenkt der Opfer der NS-Diktatur: Bürgerschaft ist zum gemeinsamen Erinnern eingeladen.

In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 brannten überall in Deutschland Synagogen. Auch in Oberdollendorf wurde das jüdische Gotteshaus am 10. November 1938 zerstört. Den staatlich befohlenen und von den Anhängern der Nationalsozialisten organisierten Brandstiftungen folgte die systematische Verfolgung der jüdischen Bevölkerung durch die NS-Diktatur.

"Mit unserem Gedenken an die Opfer der Reichspogromnacht von 1938 versuchen wir, das Unfassbare sichtbar werden zu lassen. Bei der Erinnerung an die Untaten und dem Gedenken an die Opfer geht es aber auch darum, sich der Verantwortung zu stellen, die aus der Geschichte erwächst. Dies ist umso wichtiger in einer Zeit, in der rechte Parolen, ausländerfeindliche Hetze, antisemitische Äußerungen und Gewalttaten für viele Menschen in unserem Land zum Alltag zählen. Dies dürfen wir nicht tolerieren", ist Bürgermeister Lutz Wagner überzeugt.

Um an die schrecklichen Ereignisse in der Pogromnacht zu erinnern, sind alle Bürgerinnen und Bürger zu den folgenden Veranstaltungen rund um den 85. Jahrestag des 9. Novembers eingeladen:

Am 9. November um 18 Uhr gedenkt die Stadt Königswinter in einer offiziellen Veranstaltung im Siebengebirgsmuseum in der Kellerstraße 16 den Schicksalen der jüdischen Menschen, die Opfer der NS-Diktatur wurden. Nach einer Ansprache von Bürgermeister Lutz Wagner erinnern Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums am Oelberg an rheinische Dichterinnen und Dichter und deren Werke zum Thema "Heimat und Verlust von Heimat, was bedeutet das?".

Die Gedenkfeier wird von Johanna Fante an der Violine und Desar Sulejmani am Klavier musikalisch umrahmt.

Am Vorabend des 9. Novembers laden die beiden christlichen Kirchen in Königswinter um 20 Uhr zum ökumenischen Gedenken in die Evangelische Kirche in Dollendorf, in der Friedenstr. 31, ein.

Am Freitag, den 10. November um 14 Uhr bietet das Siebengebirgsmuseum einen Rundgang "Auf den Spuren jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürger" zu den Stolpersteinen in der Königswinterer Altstadt an.

Treffpunkt für den Rundgang ist die Grabenstr. 16. Die Steine in der Grabenstraße erinnern an die Geschwister Selma und Mathilde Leopold, die ihr Wohn- und Gasthaus aufgeben mussten und nach Bonn zwangsumgesiedelt wurden. Der drohenden Deportation versuchten die Geschwister durch den Freitod zu entkommen, scheiterten aber. Selma wurde in Treblinka und Mathilde in Theresienstadt ermordet. Weitere Stolpersteine des Rundgangs befinden sich in der Hauptstraße 397 für die Geschwister Albert und Rosalie Cahn und in der Kronprinzenstraße 7 für Paula Liebmann und ihre beiden Söhne Rolf Günther und Werner sowie Max Leopold.

Am Freitagnachmittag um 17 Uhr wird auf dem Sebastianusplatz und am Gedenkstein für die ehemalige Synagoge an der Heisterbacher Straße 116 in Oberdollendorf mit einer Kranzniederlegung durch den Bürgermeister der Stadt Königswinter den Opfern gedacht.

Königswinter, 25.10.2023