„Orange Day“: Orangene Bänke als Zeichen gegen Gewalt

Vier Bänke "wandern" als Statement durch das Stadtgebiet

Anlässlich des 40. Jahrestages des Internationalen Tages „Nein zu Gewalt an Frauen“ beteiligt sich Königswinter an der NRW-weiten Aktionswoche „Orangene Bänke gegen Gewalt an Frauen“. Vier orangene „Wanderbänke“, die für die Thematik sensibilisieren, wurden am Rathaus Königswinter-Altstadt eingeweiht.

Sie werden im kommenden Jahr an unterschiedlichen Stellen im Stadtgebiet aufgestellt und auf die Thematik und entsprechende, regionale Hilfsangebote hinweisen.

 

vl.n.re: Bürgermeister Lutz Wagner, Gleichstellungsbeauftragte Frauke Fischer, Polizeipräsident Frank Hoever, EPHK Gerd Peter sowie Christien Hütten & Anouk Sterr vom Frauenzentrum Bad Honnef.

v.l.n.re: Bürgermeister Lutz Wagner, Gleichstellungsbeauftragte Frauke Fischer, EPHK Gerd Peter, Polizeipräsident Frank Hoever, Christine Hütten und Anouk Sterr vom Frauenzentrum Bad Honnef setzen ein Zeichen gegen Gewalt.

Die Gleichstellungsbeauftragte Frauke Fischer erklärte zu Beginn: „Jede dritte Frau in Deutschland erlebt in ihrem Leben mindestens einmal häusliche Gewalt. Nicht auf dunkler Straße von fremden Tätern, sondern Gewalt von Männern, die sie kennen, mit denen sie im häuslichen Bereich leben, die ihnen und ihren Kindern eigentlich Schutz und Geborgenheit geben sollten. Das Durchbrechen der psychischen und physischen Gewaltspirale von Frauen und Kindern sowie die Bewältigung der Gewalterfahrung bedarf professioneller Begleitung und Unterstützung. Statistisch gesehen wird alle 45 Minuten in Deutschland eine Frau von ihrem Partner angegriffen oder verletzt und jeden dritten Tag stirbt eine Frau in Deutschland auf Grund häuslicher Gewalt.”

Der Polizeipräsident, Frank Hoever sowie der Wachleiter und Erster Polizeihauptkommissar der Polizeiwache Ramersdorf, Gerd Peter gaben aus ihrer Sicht Einblicke zum Thema „Gewalt an Frauen“ sowie den aktuellen Zahlen vor Ort und im Rhein-Sieg-Kreis. So wurden im Jahr 2019 in Königswinter 40 Fälle häuslicher Gewalt gemeldet, 2020 waren es 30 Fälle und im Laufe des Jahres 2021 bereits 50 Fälle. Das sind nur die offiziell gemeldeten Zahlen, die Dunkelziffer liegt laut der Polizei wahrscheinlich deutlich höher. „Aus Erfahrung wissen wir, dass wenn wir zu einem Einsatz gerufen werden oder auf Vorfälle aufmerksam gemacht werden, schon eine Anzahl an Übergriffen und Vorfällen stattgefunden haben. Kein Tag vergeht ohne eine Meldung zu häuslicher Gewalt. Unser Zielt ist es daher noch viel früher anzusetzen. Durch Beratung und Hilfestellung.“ erläutert Polizeihauptkommissar Peter. Und Polizeipräsident Frank Hoever ergänzt: „Als Polizei haben wir täglich mit häuslicher Gewalt zu tun. Unsere klare Devise: Wer schlägt, der geht! Das muss ganz klar sein.“ 

Christine Hütten und Anouk Steer, Vertreterinnen des Frauenzentrums Bad Honnef „Frauen für Frauen“ stellten ihre Arbeit und die speziellen Hilfsangebote für Frauen aus der Region vor. Sie erklärten die Bedeutung ihrer Arbeit und wie wichtig Präventionsarbeit und Schulungen sind: „Leider ist es immer noch so, dass Mädchen in ihrer Erziehung ein Nein nicht wirklich lernen, Jungs dagegen ermutigt werden, ein NEIN zu übergehen. Mit einer guten Aufklärungsarbeit und Sensibilisierung müssen wir hier für Veränderungen sorgen.“ Im Jahr 2020 kamen 74% der Hilfesuchenden aufgrund von körperlicher oder psychischer Gewalt ins Frauenzentrum, 48% aufgrund von sexualisierter Gewalt.

Die vier Bänke werden nach dem 25. November 2021 an der Rheinallee, der Gesamtschule Oberpleis, am Busbahnhof Oberpleis sowie in Thomasberg (Obere Straße) ihren ersten Platz einnehmen. Ab dem 8. März 2022, dem Internationalen Frauentag, werden sie zu vier weiteren Standorten im Stadtgebiet wandern und dann am 17. Mai 2022, dem Internationaler Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie (IDAHOB) sowie am 20. September 2022, dem Internationalen Kindertag, noch mal ihren Standort wechseln.

 

Orangene Bank:

Die orange Bank mit der Inschrift „No love without respect" wurde von Schülerinnen und Schülern des Carl-Reuter Berufskollegs des Rhein-Sieg-Kreises hergestellt.

An diesem Tag wurde auch das Rathaus Königswinter-Altstadt orange beleuchtet. Die Farbe Orange symbolisiert eine Zukunft ohne Gewalt gegen Frauen. Weltweit werden am 25. November – dem „Orange Day“ – Gebäude orange angeleuchtet, um auf dieses wichtige Thema hinzuweisen.

Rathaus Königswinter, orange beleuchtet

Das Hilfetelefon ist erreichbar unter 08000 116 016 an 365 Tagen, 24 Stunden in 17 Sprachen

Zum Hintergrund der Aktion:

Anlässlich des 40. Internationalen Tages „Nein zu Gewalt an Frauen“ (auch bekannt als „Orange Day“) hat der Runde Tisch gegen häusliche Gewalt und der Arbeitskreis der Gleichstellungsbeauftragten im Rhein-Sieg-Kreis die Aktionsidee aus Italien „La panchina rossa“ im Rahmen der NRW-weiten Aktionswoche zum 25.11.2021 in den Rhein-Sieg-Kreis übertragen. Unterstützt von den Bürger-meister*innen und dem Landrat werden im gesamten Rhein-Sieg-Kreis in 19 Kommunen, insgesamt 36 orangene Bänke, versehen mit einer Plakette - die auf regionale Hilfsangebote verweist – ein Statement gegen Gewalt an Frauen gesetzt.  

In Königswinter werden 4 orangene „Wanderbänke“ während eines Jahres, an unterschiedlichen Stellen im Stadtgebiet, auf die Thematik und entsprechende Hilfsangebote hinweisen. Eine der vier Bänke wurde von Schüler*innen des Carl-Reuter Berufskolleg des Rhein-Sieg-Kreis gebaut und enthält die Inschrift: „No love without respect“. Diese Bank wird durch die Schulen und die Häuser der Jugend wandern und dort mit Begleitworkshops für das Thema sensibilisieren. Bereits im Vorfeld (ab Juni 2021) wurden 19 Workshops zur Bewusstseinsbildung – durch das Land NRW (Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung NRW) gefördert - für Jugendliche, junge Erwachsene und Fortbildungen für pädagogische Fachkräfte angeboten (siehe www.runder-tisch-gegen-haeusliche-gewalt-rsk.de/).

Das Projekt „Orangene Bank“ zeichnet sich dadurch aus, dass sich mehrere Institutionen gemeinsam gegen häusliche Gewalt im Rhein-Sieg-Kreis engagieren:

  • Berufskolleg (Schulleitung, Förderverein, Werkstätten, pädagogische Fachkräfte und Schüler*innen
  • „Lernen fördern“ mit Werkstattleitungen, pädagogischen Fachkräften und Schüler*innen
  • Kreissparkassen-Stiftung für die Finanzierung des Rohmaterials (der Bänke des Berufskollegs)
  • Kommunales Integrationszentrum für die Finanzierung von 4 Workshops zur Prävention
  • Ministerium als Geldgeberin für 15 Workshops, Materialeien und Plakaten
  • Engagierte Referierende
  • 19 Gleichstellungsbeauftragte mit Kooperationspartner*innen in den Kommunen (Kindergärten, Jugendzentren & Schulen)
  • 19 Bürgermeister*innen
  •  und der Runde Tisch gegen häusliche Gewalt (insbesondere die beiden Frauenberatungsstellen)

 

Gewalt an Frauen:

Jede dritte Frau in Deutschland erlebt in ihrem Leben mindestens einmal häusliche Gewalt. Nicht auf dunkler Straße von fremden Tätern, sondern Gewalt von Männern, die sie kennen, mit denen sie im häuslichen Bereich leben, die ihnen und ihren Kindern eigentlich Schutz und Geborgenheit geben sollten. Das Durchbrechen der psychischen und physischen Gewaltspirale und für Frauen und Kinder und die Bewältigung der Gewalterfahrung bedarf professioneller Begleitung und Unterstützung. Statistisch gesehen wird alle 45 Minuten in Deutschland eine Frau von ihrem Partner angegriffen oder verletzt und jeden dritten Tag stirbt eine Frau in Deutschland auf Grund häuslicher Gewalt. Während des Corona-Lockdowns hat sich die Gefahrensituation für Frauen und Kinder nochmals verschärft und die Dunkelziffer erhöht.

Gewalt hat viele Facetten und zieht sich durch alle Schichten der Gesellschaft: Sei es Sexismus, psychische und physische Gewalt, Zwangsverheiratung und Gewalt im Namen der Ehre, sowie Genitalverstümmlung. Laut einer Studie des Bundesfamilienministeriums sagen 63 Prozent der Frauen und 49 Prozent der Männer, dass sie bei anderen geschlechtsspezifische Übergriffe wahrgenommen haben oder selbst Opfer waren.

 

Runder Tisch gegen Gewalt

Der Runde Tisch gegen häusliche Gewalt ist eine interdisziplinäre Vernetzung der Institutionen und Einrichtungen der Region Bonn/Rhein-Sieg, die direkt und indirekt für Betroffenen von häuslicher Gewalt arbeiten. Öffentlichkeitsarbeit und Prävention sind neben der Etablierung verlässlicher Hilfestrukturen die wichtigsten Ziele des Runden Tisches im Rhein-Sieg-Kreis. Nur darüber können hoffentlich die Opfer erreicht werden und Gewaltkreisläufe unterbrochen werden.

Link zur Internetseite Runder Tisch gegen Gewalt: www.runder-tisch-gegen-haeusliche-gewalt-rsk.de/